Studie «2. Säule 2022: Analyse der Geschäftsberichte von Pensionskassen»

Ziel und Mehrwert der Studie

Die PPCmetrics AG veröffentlicht mit der vorliegenden Publikation zum achten Mal die Studie «Analyse der Geschäftsberichte von Pensionskassen». In der Studie werden systematisch Strukturdaten von Schweizer Vorsorgeeinrichtungen analysiert. Die Studie stützt sich auf eine breite und repräsentative Peer Group von 311 Pensionskassen mit einem kumulierten Vorsorgevermögen von CHF 816 Mrd. und über 3.8 Mio. Versicherten. Neben den bereits im Vorjahr gezeigten Auswertungen werden in diesem Jahr in einem zusätzlichen Kapitel der Zinsanstieg seit Jahresbeginn 2022 und die Auswirkungen auf Schweizer Pensionskassen analysiert.

Download der Studie

 

Zentrale Ergebnisse

Die wesentlichen Ergebnisse der vorliegenden Publikation lassen sich für das vergangene Geschäftsjahr wie folgt zusammenfassen: 

 

Effektive Verzinsung

Das gute Anlagejahr 2021 ermöglichte die durchschnittlich höchsten Verzinsungen seit Beginn der Datenerhebung durch PPCmetrics im Jahr 2008. Die durchschnittliche Verzinsung betrug dabei 3.79%. Mit rund 90% hat eine grosse Mehrheit der Vorsorgeeinrichtungen eine Verzinsung über der BVG-Mindestverzinsung von 1.00% gesprochen (vgl. Kapitel 2).

Absolute Rendite

Das Anlagejahr 2021 war von hohen Kursgewin-nen bei den Aktien sowie steigenden Inflations-erwartungen bei gleichzeitig tiefem Zinsumfeld geprägt. Die durchschnittliche absolute Rendite der betrachteten Vorsorgeeinrichtungen betrug im Jahr 2021 +7.97% (Min: ‑0.85%, Max: +13.92%). Der Zusammenhang zwischen der absoluten Rendite und der Verzinsung war im Jahr 2021 positiv, erklärte aber nur einen geringen Teil der Streuung, d.h. andere Faktoren, wie z.B. die Risikofähigkeit, hatten einen wesentlicheren Einfluss auf die Verzinsung (vgl. Kapitel 4).

Absolute Rendite/Grösse von Pensionskassen

Im Betrachtungszeitraum über die letzten drei Jahre hatte die Vermögensgrösse gemäss der vorliegenden Analyse keinen systematischen Einfluss auf die absoluten Ergebnisse der Vorsorgeeinrichtungen. Wie in den Vorjahren wirkten sich Anlagestrategien mit einer hohen Aktienquote positiv aus. Durchschnittlich resultierten im Dreijahreszeitraum ausschliesslich positive annualisierte Renditen (vgl. Kapitel 5). 

Risikotragender Deckungsgrad

Der risikotragende Deckungsgrad misst die effek-tive finanzielle Situation der Pensionskassen aus Sicht der Risikoträger transparent und vergleich-bar. Der durchschnittliche risikotragende Deckungsgrad der Vorsorgeeinrichtungen im System der Vollkapitalisierung stieg im letzten Jahr aufgrund der positiven absoluten Renditen von 103.2% (2020) auf 118.5% (2021). Auch der durchschnittliche ausgewiesene technische Deckungsgrad per Ende 2021 ist gegenüber dem Vorjahr (2020: 111.6%) auf 115.9% angestiegen, was u.a. mit den positiven absoluten Renditen und dem Übertreffen der Sollrenditen erklärt werden kann (vgl. Kapitel 7).

Seit Jahresbeginn 2022 sind die Verfallsrenditen der 10-jährigen Schweizer Bundesobligationen von ‑0.14% auf rund +1.08% (Stand: 13.09.2022) gestiegen. Ein Grund für dieses volatile Zinsumfeld war primär die Erwartung der Marktteilnehmer, dass die Zentralbanken die Leitzinsen erhöhen würden, um die gestiegene Inflation zu bekämpfen. Zusätzlich führten Befürchtungen einer Deglobalisierung, von Rohstoffengpässen im Zuge des Ukraine-Kriegs sowie Rezessionsängste zu negativen Gesamtrenditen der meisten Anlagekategorien. Schweizer Pensionskassen haben bis am 13.09.2022 eine durchschnittliche geschätzte Rendite von ‑10.4% verzeichnet. Damit hat sich auch ihr durchschnittlicher technischer Deck-ungsgrad per 13.09.2022 auf schätzungsweise 106.1% (Rückgang um rund ‑14%-Punkte) verringert. Der ökonomische Deckungsgrad hat sich hingegen weniger stark verändert (Rückgang um rund ‑8%-Punkte) (vgl. Kapitel 8).

Weitere Indikatoren

Nur wenige öffentlich-rechtliche Vorsorgeeinrich-tungen verwenden noch das Leistungsprimat. Per Ende 2021 rechnete eine deutliche Mehrheit der Vorsorgeeinrichtungen (rund 64%, 2020: 56%) mit der Generationentafel. Die grössten Ver-änderungen in der durchschnittlichen Asset Allokation fanden bei den Obligationen CHF (-1.7%-Punkte) und den Immobilien (+1.1%-Punkte) statt. Insgesamt hat rund eine von fünf Vorsorgeeinrichtungen mindestens eine der Ka-tegorienlimiten gemäss BVV 2 überschritten. Eine Überschreitung der BVV-2-Limite muss im Jahresbericht schlüssig dargelegt werden (vgl. Kapitel 11).

Technischer Zins

Seit dem Jahr 2009 kann ein kontinuierlicher Trend hin zu sinkenden technischen Zinssätzen beobachtet werden. Dieser setzte sich auch im Jahr 2021 fort. Der durchschnittliche technische Zinssatz verblieb mit 1.47% deutlich über dem noch immer negativen risikolosen Zinssatz von ‑0.14% per Ende 2021. Im Vergleich zum Vorjahr sank der durchschnittliche technische Zinssatz um weitere ‑0.15%-Punkte, während die 10-jährige Bundesanleihe um rund +0.41%-Punkte gestiegen ist. Auch im Jahr 2021 wurden stark variierende technische Zinssätze bei gleichem Anteil technisches Vorsorgekapital Rentner verwendet. Der Anteil technisches Vor-sorgekapital Rentner hatte weiterhin einen einge-schränkten Erklärungsgehalt in Bezug auf die Höhe des technischen Zinssatzes. Die durch-schnittliche Verzinsung der Sparkapitalien der aktiven Versicherten lag zum dritten Mal in Folge über dem Mittelwert des technischen Zinssatzes (vgl. Kapitel 3).

Berichterstattung über Nachhaltigkeitsbestrebungen

Schweizer Vorsorgeeinrichtungen kommunizieren ihre Nachhaltigkeitsbestrebungen zunehmend öffentlich. Rund 45% der Vorsorgeeinrichtungen berichteten im Jahr 2021 über ihre Nachhaltigkeitsbestrebungen (+7%-Punkte). Somit setzte sich die kontinuierliche Zunahme der Vorjahre fort. Die beliebtesten Nachhaltigkeitsansätze waren im Jahr 2021 die Integration in die Finanzanalyse (38% der Kassen, die nachhaltig investieren), die Implementierung von Ausschlusslisten (31% der Kassen) und das Betreiben von Engagement (26% der Kassen) (vgl. Kapitel 6). 

Vermögensverwaltungskosten

Im Jahr 2021 stiegen die durchschnittlichen Vermögensverwaltungskosten im Vergleich zum Vorjahr von 0.40% (2020) auf 0.42% (2021). Gleichzeitig blieb die Kostentransparenzquote auf unverändert hohem Niveau. Die dargestellte Kostenstruktur bestätigt und unterstreicht den intensiven Preiswettbewerb in der institu-tionellen Vermögensverwaltung innerhalb der Schweiz (vgl. Kapitel 9). 

Ausgewiesene Umwandlungssätze

Der durchschnittliche Umwandlungssatz der betrachteten Vorsorgeeinrichtungen ist im Jahr 2021 wiederum gesunken (-0.07%-Punkte), je-doch weniger ausgeprägt als im Vorjahr. Unter Berücksichtigung des Zinsniveaus per Ende 2021 berechnet sich ein ökonomisch neutraler Um-wandlungssatz von 3.77%. Per 31.08.2022 ist der entsprechende Wert auf 4.30% gestiegen. Der durchschnittliche Umwandlungssatz liegt mit 5.39% deutlich darüber. Somit wird ökonomisch betrachtet für die zukünftigen Renten mehr Kapi-tal benötigt, als bei der Pensionierung vorhanden ist. Die Umwandlungssätze per 01.01.2022 wer-den gemäss aktuellem Informationsstand in den nächsten Jahren auf durchschnittlich rund 5.25% gesenkt. Somit sind die zukünftig beschlossenen Umwandlungssätze wiederum auf breiter Basis gesunken (vgl. Kapitel 10).

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