Ziel und Mehrwert der Studie
Seit zehn Jahren veröffentlicht die PPCmetrics AG das «Pensionskassen-Jahrbuch». In der Studie werden systematisch Strukturdaten von Schweizer Vorsorgeeinrichtungen analysiert. Die Studie stützt sich auf eine breite und repräsentative Peer Group von 334 Pensionskassen mit einem kumulierten Vorsorgevermögen von rund CHF 866 Mrd. und rund 4.3 Mio. Versicherten. Die Datenerhebung durch PPCmetrics wurde im Jahr 2008 erstmalig durchgeführt, somit steht für die Analyse eine Datenhistorie von 16 Jahren zur Verfügung.
Zentrale Ergebnisse
Die wesentlichen Ergebnisse für das vergangene Geschäftsjahr lassen sich wie folgt zusammenfassen:
Verzinsung Sparkapital aktive Versicherte
Das Anlagejahr 2023 ermöglichte eine durchschnittliche Verzinsung von 2.16% (Median: 1.88%). Mit rund 75% hat eine grosse Mehrheit der Vorsorgeeinrichtungen eine Verzinsung über dem BVG-Mindestzinssatz von 1.00% gesprochen (vgl. Kapitel 2).
Spezialthema A: Kumulierte Verzinsung über zehn Jahre
Trotz langanhaltendem Tiefzinsumfeld gelang es Schweizer Vorsorgeeinrichtungen, im Durchschnitt über die letzten zehn Jahre eine deutlich positive absolute Rendite zu erwirtschaften (Messperiode: 2014 bis 2023). Einen substanziellen Teil der Anlageerfolge gaben die Vorsorgeeinrichtungen in Form der Verzinsung der Sparkapitalien an die aktiven Versicherten weiter. Im Durchschnitt wurde eine kumulierte Verzinsung von rund 25.07% (2.26% p.a.) erzielt. Bei einer Vorsorgeeinrichtung, die jedes Jahr entsprechend dem BVG-Mindestzinssatz verzinste, resultierte über diesen Zeitraum eine kumulierte Verzinsung von knapp der Hälfte (12.11% bzw. 1.15% p.a.). Im Vergleich zur BVG-Mindestverzinsung resultierte somit eine durchschnittliche Mehrverzinsung von rund +12.96%-Punkten bzw. +1.11%- Punkten p.a. (vgl. Kapitel 3).
Technischer Zinssatz
Während das Zinsniveau im Jahr 2023 um rund ‑0.92%-Punkte sank, blieb der durchschnittliche technische Zinssatz im Vergleich zum Vorjahr unverändert bei rund 1.63%. Die Spannweite der Verteilung war weiterhin gross (Min: 0.00%, Max: 2.75%). Im Jahr 2023 lag die durchschnittliche Verzinsung wie bereits in der Periode von 2019 bis 2021 über dem durchschnittlichen technischen Zinssatz. In der langfristigen Betrachtung (2008 – 2023) lag der durchschnittliche technische Zinssatz bei 2.52% und die durchschnittliche Verzinsung der aktiv Versicherten bei 2.10% (vgl. Kapitel 4).
Anlagerendite und Verzinsung Sparkapital 2023
Die durchschnittliche absolute Rendite aller betrachteten Vorsorgeeinrichtungen betrug 2023 rund +5.45% (Min: +0.25%, Max: +10.52%). Der Zusammenhang zwischen der absoluten Rendite und der Verzinsung war im Jahr 2023 positiv, erklärt jedoch nur einen geringen Teil der Streuung. Andere Faktoren, wie z.B. die finanzielle Situation oder die Risikofähigkeit, hatten einen grösseren Einfluss auf die Verzinsung (vgl. Kapitel 5).
Absolute Rendite und Grösse von Pensionskassen in den letzten fünf Jahren
In den letzten fünf Jahren resultierten ausschliesslich positive absolute Renditen. In diesem Betrachtungszeitraum hatte die Vermögensgrösse gemäss der vorliegenden Analyse keinen systematischen Einfluss auf die absoluten Ergebnisse der Vorsorgeeinrichtungen (vgl. Kapitel 6).
Berichterstattung über Nachhaltigkeitsbestrebungen
Der Anteil an Vorsorgeeinrichtungen, die über die Nachhaltigkeit ihrer Anlagen berichten, ist im Geschäftsjahr 2023 auf fast die Hälfte angestiegen. Zudem lässt sich im Zuge der Einführung des ESG-Reporting-Standards des ASIP beobachten, dass Vorsorgeeinrichtungen vermehrt auch quantitative ESG-Kennzahlen für ihre Aktien- und Obligationenportfolios veröffentlichen (Anstieg von 11% im Jahr 2022 auf 19% im Jahr 2023). Engagement-Bestrebungen erfreuen sich weiterhin grosser Beliebtheit (38%) und sind ein wenig weiter verbreitet als Ausschlusslisten (35%) (vgl. Kapitel 7).
Spezialthema B: Analyse von Geschäftsberichten mittels künstlicher Intelligenz («KI») — Trending Topics
Erstmals hat PPCmetrics eine auf künstlicher Intelligenz (KI) basierende Analyse der Geschäftsberichte vorgenommen. Die Analyse zeigt, welche Trends und Themen Pensionskassen beschäftigen. Im Jahr 2023 waren die Pensionskassen besonders mit Themen wie «Deckungsgrad», «Verzinsung» und «Inflation» beschäftigt, was darauf hindeutet, dass sie die Kernaufgaben einer Pensionskasse (Sicherstellung einer guten Verzinsung und einer stabilen Kasse) nach wie vor sehr ernst nehmen. Die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS und die anhaltenden geopolitischen Unsicherheiten spiegeln sich ebenfalls in den analysierten Begriffen wider und zeigen die Herausforderungen des vergangenen Jahres auf (vgl. Kapitel 8).
Entwicklung Deckungsgrad seit Jahresbeginn 2024
Der durchschnittliche technische Deckungsgrad der untersuchten Vorsorgeeinrichtungen reduzierte sich im Jahr 2022 im historischen Vergleich stark. Zu Beginn des Jahres 2023 war allerdings eine Erholung zu beobachten. Seit Jahresbeginn 2024 stieg der technische Deckungsgrad der Pensionskassen in der Vergleichsgruppe aufgrund der positiven Anlagerenditen von durchschnittlich +6.90% (YTD per 23.08.2024) weiter an. Per 23.08.2024 liegt der technische Deckungsgrad der untersuchten Vorsorgeeinrichtungen bei 117.1%, der ökonomische Deckungsgrad liegt leicht tiefer bei 114.0% (vgl. Kapitel 9).
Vermögensverwaltungskosten
Im Vergleich zum Vorjahr sanken die durchschnittlichen Vermögensverwaltungskosten im Jahr 2023 auf 0.41% (2022: 0.49%). Eine mögliche Begründung für die im Vergleich zum Vorjahr tieferen Vermögensverwaltungskosten ist, dass im Bereich der Alternativen Anlagen (Private Equity und Infrastrukturen) im Jahr 2022 höhere Performance Fees (resultierend aus dem Anlagejahr 2021) bezahlt wurden. Eine weitere Erklärung sind Skaleneffekte aufgrund der tendenziell höheren Anlagevermögen, wodurch die angefallenen Kosten in der relativen Betrachtung tiefer ausfallen. Die Kostentransparenzquote blieb auf sehr hohem Niveau. Die dargestellte Kostenstruktur bestätigt und unterstreicht den intensiven Preiswettbewerb in der institutionellen Vermögensverwaltung in der Schweiz (vgl. Kapitel 10).
Umwandlungssätze
Der durchschnittliche Umwandlungssatz der betrachteten Vorsorgeeinrichtungen sank im Jahr 2023 leicht auf 5.26% (2022: 5.33%). Unter Berücksichtigung des Zinsniveaus per Ende 2023 berechnet sich ein ökonomisch neutraler Umwandlungssatz von 4.12%. Somit wird ökonomisch betrachtet für die zukünftigen Renten weiterhin mehr Kapital benötigt, als bei der Pensionierung vorhanden ist (vgl. Kapitel 11).
Weitere Indikatoren
Per Ende 2023 rechnete eine deutliche Mehrheit der Vorsorgeeinrichtungen (rund 71%, 2022: 70%) mit der Generationentafel. Die grössten Veränderungen in der durchschnittlichen Asset Allokation fanden bei den Obligationen FW (-0.9%-Punkte) statt. Im langfristigen Vergleich (seit 2015) zeigt sich, dass durchschnittlich eine Umschichtung von Obligationen zu Immobilien und Alternativen Anlagen stattgefunden hat. Insgesamt hat rund eine von vier Vorsorgeeinrichtungen per Ende 2023 mindestens eine der Kategorienlimiten gemäss BVV 2 überschritten. Eine Überschreitung der BVV-2-Limite ist erlaubt, muss aber im Jahresbericht schlüssig dargelegt werden (vgl. Kapitel 12).